Es war ein beeindruckendes Bild auf dem Neuen
Markt: 1400 Schülerinnen und Schüler machten
sich für Demokratie und Toleranz stark.
So ein gewaltiges Bild der Gemeinschaft hat es
seit Jahrzehnten in Hemer nicht gegeben. Rund
1400 Kinder und Jugendliche der weiterführenden
Schulen machten sich am Freitag stark für eine
bunte Welt, verbunden mit Demokratie, Toleranz
und Vielfalt. Was sich am Vormittag in der Stadt
abspielte, war äußerst eindrucksvoll und
verbunden mit großem Engagement der Schülerinnen
und Schüler der Europaschule, der Realschule und
des Woeste-Gymnasiums.
Sternlauf bid in die Stadtmitte
Schon der Sternlauf von den jeweiligen Schulen
aus mit Polizeibegleitung über die Straßen in
die Stadtmitte war beeindruckend. Viele
Jugendliche trugen Banner durch die Stadt,
hielten Plakate mit eindeutigen Botschaften
gegen Rechts hoch und waren nicht zu überhören:
„Wir sind bunt“, tönte es aus der Masse. Am
Neuen Markt trafen dann alle Gruppen zusammen
und machten deutlich, in was für einer Welt sie
leben wollen.
Bürgermeister Christian Schweitzer schaute
voller Stolz auf die Massen auf dem Markplatz
und dankte der Schülerschaft und den Lehrern,
die an der Aktion beteiligt waren. „Ein
Riesendankeschön, dass ihr heute alle hier seid.
Das ist ganz, ganz wichtig und ein unglaublich
tolles Bild“, sagte er. Zudem appellierte er,
dass es sehr wichtig sei, jeden Tag für Werte
wie Freiheit und Demokratie einzustehen, denn
auch auf den Schulhöfen gebe es ja doch manchmal
Ausgrenzungen und Anfeindungen, weil Schüler
anders seien oder eine andere Hautfarbe oder
Religion hätten. „Da ist es sehr wichtig, dass
ihr füreinander einsteht“, so der Bürgermeister.
Er erinnerte an die 70 Millionen Opfer des
Zweiten Weltkrieges und warb für die Europawahl.
„In Hemer ist kein Platz für Rechtsextremismus,
wir sind eine Stadt für Vielfalt“, sagte
Schweitzer.
Die Schulen hatten das von Mirko Heintz
moderierte Programm auf der Bühne selbst
zusammengestellt. Aber zuvor warben Julia Rüther
und Silke Ewald vom Märkischen Kreis für die
„Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die in
diesem Jahr vom 11. bis 24. März stattfinden
werden. Unter dem Motto „Menschenrechte für
alle“ bieten die Aktionswochen allen die
Möglichkeit, aktiv gegen Vorurteile,
Diskriminierung und Rassismus einzutreten und
für eine Welt einzustehen, in der jeder Mensch
in seiner Einzigartigkeit geachtet wird.
Nacheinander betraten Vertreter der einzelnen
Schulen die Bühne. So sang Lehrer Stephan Völtz
das Lied „No!“, danach kamen Rabia Balat und
Damia Art von der SV der
Hans-Prinzhorn-Realschule zu Wort. Auch sie
gaben ein kurzes Statement dazu ab, warum die
Demo so wichtig ist.
Zehnte Klassen besuchten Konzentrationslager
Das Woeste-Gymnasium war mit der Oberstufe ohne
die 10er Klassen vertreten. Die zehnten Klassen
erfuhren zeitgleich auf einer Studienfahrt im
Konzentrationslager Buchenwald, welche Folgen
Rechtsextremismus und Faschismus hatten. „Wir
haben die Pflicht, ein schönes, buntes Hemer zu
gewährleisten. Wir wären in unserer SV ohne
Vielfalt, ohne Internationalität vielleicht drei
Leute“, sagten Mika El-Chami und Leona Andreas.
Die UNESCO-AG stellte die Förderung der
internationalen Zusammenarbeit und Ziele
nachhaltiger Entwicklung vor. Vielfalt zeigte
das Gymnasium auch bei einer Tanzvorführung.
Teilnahme an der Europawahl
Nahezu komplett war die Europaschule auf dem
Marktplatz vertreten. Mit kurzen Anspielen zur
kulinarischen Vielfalt, mit Reden und Gesang von
Laura und Hannah trug die Gesamtschule zum
Programm bei. Auch Elsan warb für Toleranz: „So
lange niemand jemanden verletzt, so lange kann
er tun, was er will.“ Er rief zur Europawahl ab
16 Jahren auf und sich vorher nicht in
TikTok-Videos, sondern in den Wahlprogrammen zu
informieren.
Stimmungsvoll und bunt war der Abschluss des
rund einstündigen Programms. Patricia Vivanco
stimmte mit ihrer 6b das Lied „Regenbogenfarben“
an und viele sangen mit. Wie schon zum Auftakt
gab es zum Schluss die lautstarken Rufe: „Wir
sind für Vielfalt, Toleranz, Freiheit,
Demokratie und Courage.“
Gemeinsames Agieren der Schulen
„Für die Schulen ist es sehr wichtig, dass wir
ein Zeichen für Demokratie und Toleranz setzen
und dass wir als Schulen gemeinsam agieren. Es
ist gut, dass wir zeigen, dass wir für
Demokratie stehen, und das müssen wir unseren
Kindern auch beibringen“, sagte Kai Hartmann,
Schulleiter der Europaschule, mit einem
zufriedenen Lächeln im Gesicht, als er auf den
rappelvollen Marktplatz schaute.
Samira Hamidouche (16) besucht die Europaschule,
und ihr ist es wichtig, dass alle in Deutschland
für das Gleiche stehen. „Deshalb sollten wir das
alle unterstützen, denn niemand möchte
ausgegrenzt werden. Auch ich nicht, deshalb
mache ich das hier“, sagte die Schülerin und
Markus Nickels (16) pflichtete ihr bei: „Die
Veranstaltung heute ist wichtig, um die Vielfalt
zu zeigen. Man sollte glücklich sein, dass man
in einer Demokratie lebt, und das kann man dann
auch mal ein bisschen lauter machen“.
Junge Leute müssen für ihre Rechte einstehen
Hannah Hartmann (16) betonte, dass sie es
wichtig findet, dass junge Leute auch lernen,
für ihre Rechte und das Recht, dass man
überhaupt demonstrieren kann, einzustehen. „Das
hätten wir ja gar nicht, wenn es keine
Demokratie geben würde. Ich finde es zudem
wichtig, dass wir das auch in unserer Generation
weitertragen, sodass es nicht verloren geht.“