Neue Pläne für
barrierefreie Erweiterung
Durch einen Anbau soll das Woeste-Gymnasium
mehr Platz erhalten.
Es sind nur noch wenige Wochen bis zu den
Sommerferien, und damit sind auch die Tage des
Klassenpavillons am Woeste-Gymnasium in Hemer
gezählt. Eigentlich nur als Provisorium gedacht,
wird er nach 50 Jahren abgerissen, um Platz für
einen Neubau zu schaffen. Wie der aussehen soll,
beschäftigte jetzt abschließend den Schulausschuss.
In Anbetracht der Kostensteigerung auf sechs
Millionen Euro äußerten FDP und UWG Bedenken.
|
Der alte
Pavillon am Woeste-Gymnasium wird in den
Sommerferien abgerissen. An der Stelle
wird der
Neubau
entstehen.
|
Im Schulentwicklungsplan wurde die Erweiterung des
Gymnasiums als dringend notwendig eingestuft, auch
weil durch die Rückkehr zu G9 ab 2026 weitere
Klassenräume benötigt werden. Schon 2021 gab der
Schulausschuss nach einer Machbarkeitsstudie
einstimmig „grünes Licht“ für den Neubau, damals mit
geschätzten Kosten von vier Millionen Euro und einer
avisierten Fertigstellung in diesem Jahr. Daraus
wird nichts, denn noch sind die Bauarbeiter mit der
Sanierung des Altbaus beschäftigt. Mit dem Neubau
soll im Oktober begonnen werden.
Neue Räume für die Musikklassen
Nach vielen Gesprächen auch unter Mitwirkung der
Schule hat sich am Planentwurf noch einiges
geändert. „Wir haben einen Baukörper gesucht, der
auf den Bestand und die Struktur eingeht“,
erläuterte der Architekt Ralf Wömpner. Der Neubau
wird anders ausgerichtet und nicht mehr als Solitär
geplant, sondern direkt an die vorhandenen Flure
angebunden. Parallel zur großen Aula entsteht
zweigeschossig ein Gebäude für zehn Klassen. Zur
Dulohstraße hin verschwindet das Erdgeschoss im
Hang. Direkt daneben entstehen eingeschossig Räume
für die Musikklassen nebst Lagerraum mit einem
leicht geneigten, begrünten Dach. Es bildet sich ein
Innenhof. Durch aufschiebbare bodentiefe Scheiben
sollen vom Musikraum aus auch Konzerte möglich sein.
|
So sieht
der Entwurf für den Neubau aus. Rechts
ist der Altbau zu sehen,
links mit
einem begrünten Schrägdach der Musikraum.
|
Die geänderte Ausrichtung und Höhe schränkt die
Sicht der bestehenden Klassen im Altbau weniger ein.
In der ursprünglichen Architektur waren die Klassen
des Woeste-Gymnasiums bewusst nach Süden zum Licht
ausgerichtet worden. Durch einen zweigeschossigen
Flur zum Altbau ist das neue Gebäude trocken
erreichbar und wird durch einen neuen Aufzug
barrierefrei. Durch den Aufzug am Treppenhaus im
Altbau kann die ganze Schule barrierefrei
erschlossen werden. Das Dach wird wie bei der
Altbausanierung mit Aluminium-Bahnen gedeckt, für
das Fassade werden farbige Faserzementplatten
genutzt.
Hohe Anmeldezahlen am Gymnasium
Wie wichtig der Neubau ist, betonte Michael
Fischotter als stellvertretender Schulleiter. Seit
2014 sei es schwierig, in den vorhandenen Räumen
alle Ansprüche unter einen Hut zu bringen. Hohe
Anmeldezahlen, internationale Klassen, der gebundene
Ganztag und schließlich die Rückkehr zu G 9
erschwerten die Lage. Die Musikklassen und
Instrumente seien überall verteilt. Durch den Neubau
gelinge es, für die Musik eine Heimat zu schaffen.
Die musische Bildung gehört zu den Schwerpunkten des
Gymnasiums, das derzeit von rund 700 Schülern
besucht wird. Durch den Verzicht auf tragende
Innenwände soll der Neubau auch für zukünftige neue
Klassenkonzepte wandelbar sein.
Kritik an den geänderten Plänen gab es keine, wohl
aber an der neuen Kostenberechnung. So bemängelte
die FDP die Kostensteigerung von 4 auf 6 Millionen
Euro. Auch die UWG kritisierte die deutlichen
Mehraufwendungen. „Aufgrund der haushälterischen
Situation kann sich die Stadt das nicht leisten“,
forderte Knut Kumpmann die Suche nach
Einsparpotenzialen.
„Es ist kein Luxusbau, der zwei Millionen Euro
teurer wird“, betonte Bürgermeister Christian
Schweitzer. Es werde sach- und bedarfsgerecht
gebaut, ohne massive Veränderungen des
ursprünglichen Entwurfes. Die Mehrkosten seien nicht
durch das musische Zentrum entstanden, sondern im
Wesentlichen auf die Baukostensteigerung
zurückzuführen. Es gebe ein Mehr ab
Barrierefreiheit, aber kein Mehr an Fläche, so der
Architekt.
SPD und CDU begrüßten die Planungen. „Das Konzept
erfüllt die realen Bedarfe. Es ist ein wichtiger
Beitrag für eine gut funktionierende
Schullandschaft“, sagte CDU-Chef Martin
Gropengießer. „Es ist eine Lösung, von der ich immer
geträumt habe“, sagte auch Maria Schlager-Fritsch
(GAH), als ehemalige Lehrerin am Woeste-Gymnasium.
Text und Foto: Ralf
Engel / IKZ v. 06.06.2024